Menschenrechte, Belarus, Pressemitteilung

Angriffskrieg gegen die Ukraine: Vollständiger Ausschluss Russlands und Belarus aus dem Weltsport gefordert

Berlin, 26. Februar 2022. Seit einigen Tagen führt Russland mit belarussischer Unterstützung einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Diese Invasion stellt einen fundamentalen Bruch des Völkerrechts dar und verletzt die etablierten Werte und Normen der internationalen Weltordnung auf eklatante Weise. Athleten Deutschland ist gleichermaßen fassungslos wie bestürzt und verurteilt den russischen Angriffskrieg aufs Schärfste. Unsere Anteilnahme gilt den Menschen vor Ort, die unter den Kriegshandlungen leiden.

Alle gesellschaftlichen Teilsysteme stehen in der Verantwortung, ihre Beziehungen zu Russland zu hinterfragen und harte Sanktionen auszusprechen – so auch der nationale und internationale Sport. Wir begrüßen erste Reaktionen nationaler und internationaler Verbände, auch die des DOSB und des IOC. Obwohl der Angriffskrieg nun seit einigen Tagen andauert, blieb ein konsequentes Vorgehen internationaler Verbände weitestgehend aus. Aus diesem Grund fordern wir die internationalen Verbände heute zum vollständigen Ausschluss Russlands und Belarus aus der Welt des internationalen Sports auf.

Das System Putin hat den Sport über viele Jahre gezielt für seine Zwecke benutzt: Internationale Verbände und Vereine hängen vom Geld russischer Oligarchen und Sponsoren ab, russische Personen bekleiden einflussreiche Positionen im globalen Sport. Eine Vielzahl internationaler Sportveranstaltungen findet regelmäßig in Russland statt. Sportlicher Erfolg gilt als Zeichen nationaler Stärke und Überlegenheit. Athlet*innen werden zu seiner Produktion benutzt. Dabei können alle Mittel und Wege recht sein – sei es die Verletzung von Menschen- und insbesondere Kinderrechten der Athlet*innen oder der Einsatz eines staatlich orchestrierten Dopingsystems.

Kurzum: Russland vereinnahmt den Sport für seine politischen Ziele und schadet der Integrität des Sports seit Jahren. Präsident Putin hat zum dritten Mal nach 2008 und 2014 den Olympischen Frieden gebrochen und damit die Werte des Sports – Frieden, Nicht-Diskriminierung, Menschenwürde und Völkerverständigung – wiederholt mit Füßen getreten. Die Verletzung des Olympischen Friedens kann nicht länger ohne weitreichende Konsequenzen bleiben.

Der internationale und nationale Sport muss jetzt alle Möglichkeiten ausschöpfen und geschlossen Sanktionen mit voller Härte aussprechen, um seinen Werten treu und glaubwürdig zu bleiben. Schweren Herzens sind wir uns darüber bewusst, dass solche Maßnahmen auch russische und belarussische Athlet*innen treffen werden. Der russische Angriffskrieg lässt keine andere Wahl, als dass Sanktionen auch unschuldigen Dritten Schaden zufügen.

Wir fordern daher nationale und internationale Verbände, IPC und IOC sowie Staaten zu folgenden Maßnahmen auf:

  1. Eindeutige Benennung und Verurteilung des russischen Angriffskriegs unter belarussischer Beteiligung durch internationale und nationale Verbände.
  2. Vollständiger Ausschluss russischer und belarussischer Verbände aus dem internationalen Sportverbandssystem. Dazu gehören auch die russischen und belarussischen Nationalen Olympischen und Paralympischen Komitees.
  3. Einseitiger Abbruch aller finanziellen Beziehungen zu russischen Geldgebern. Das IOC sollte relevante wirtschaftliche Schäden internationaler Verbände mit Überbrückungszahlungen abfedern.
  4. Ausschluss aller belarussischen und russischen Funktionäre aus dem internationalen Sportverbandssystem.
  5. Berücksichtigung relevanter Geldgeber und Funktionäre auf staatlichen Sanktionslisten.
  6. Ausschluss russischer und belarussischer Athlet*innen von internationalen Wettbewerben für die Dauer des Angriffskrieges. Athlet*innen sollten danach wieder unter neutraler Flagge starten dürfen.
  7. Absage und Verlegung aller internationalen Sportwettbewerbe, die in Russland oder Belarus stattfinden würden.
  8. Absage und Verlegung aller Trainingsmaßnahmen, die in Russland oder Belarus stattfinden würden.
  9. Bereitstellung von Unterstützungs- und Hilfsleistungen für ukrainische Athlet*innen und ihr sportliches Umfeld.
  10. Langfristig: Aufarbeitung der gezielten russischen Vereinnahmung des internationalen Sports, Umsetzung von Abwehrmaßnahmen gegen Sportswashing sowie erneute Verständigung über sportliche Konsequenzen bei Bruch des Olympischen Friedens.

Deutsche Funktionäre in nationalen und internationalen Verbänden sollten mit gleichgesinnten Funktionsträger*innen aus weiteren Ländern dringend ihren Einfluss geltend machen, um eine zügige und vollständige Isolation Russlands und Belarus zu erwirken.