
Wer für Deutschland startet, darf keine Existenzängste haben. Eine Karriere im Spitzensport ist kein Hobby, sondern Arbeit, die als solche gewürdigt werden muss. Faire Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung von Athlet*innen sollten Grundpfeiler des staatlich geförderten Spitzensportsystems sein.
Warum wir uns dafür einsetzen
Bundeskaderathlet*innen im olympischen, paralympischen, nicht-olympischen und deaflympischen Sport können oftmals nicht von ihrem Sport leben, für den sie tausende von Stunden aufbringen. Nur wenige von ihnen stehen in professionellen Angestelltenverhältnissen bei Vereinen und Clubs oder üben eine Sportart aus, die sehr populär und damit gut vermarktbar ist. Insbesondere selbstständige Athlet*innen, also solche, die nicht als Athlet*in angestellt sind oder eine staatliche Sportförderstelle besetzen, sind unzureichend gegen Risiken abgesichert und müssen private Vorkehrungen treffen. Ihre niedrigen Einkommen führen dazu, dass private Vorsorge gegen verschiedenartige Risiken wie etwa Alter, Krankheit, Pflege oder Arbeitslosigkeit erschwert wird.
Bestehende Fördermaßnahmen reichen nicht aus - andere Länder sichern besser ab
Im paralympischen Bereich betrifft dies überproportional viele Athlet*innen, da sie häufig nicht auf alternative Absicherungssäulen wie Profiverträge, Vereinsstrukturen oder eine Einbindung in die Bundeswehrförderung zurückgreifen können. Bestehende Fördermaßnahmen wie die unmittelbare Athletenförderung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) und das Förderkonzept der Stiftung Deutsche Sporthilfe reichen für eine zufriedenstellende und vergleichbare Mindestabsicherung der Athlet*innen nicht aus. Fakt ist: Während nahezu alle Berufsgruppen im Spitzensport von inflationsbedingten Gehaltsanpassungen profitierten, blieb der Haushaltstitel für die Athletenförderung seit 2018 unverändert. Andere Länder sind weiter als Deutschland und sichern ihre Athlet*innen ab: Beispielsweise haben Frankreich, Italien, Portugal, Spanien und Kroatien spezielle Sportgesetze und ergänzende Sondervorschriften in allgemeinen Arbeits- und Sozialgesetzen geschaffen.
Wie wir bisher für soziale Absicherung gekämpft haben
Damit Athlet*innen keine Existenzängste haben, nicht frühzeitig aus finanziellen Gründen ihre Karrieren beenden und durch volle Konzentration auf den Sport erfolgreicher sein können, setzen wir uns seit Jahren konsequent für eine bessere soziale Absicherung ein. Trotz erheblicher Widerstände haben wir das Thema aufs Tableau der aktuellen Spitzensportreform gehoben, und erfolgreich dafür gekämpft, dass soziale Absicherung im Entwurf des Sportfördergesetzes zumindest berücksichtigt wurde – wenn auch in unzureichender Form. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung findet eine Verbesserung der sozialen Absicherung – auch dank unserer Arbeit - erstmals Erwähnung. Wir kämpfen jetzt dafür, dass dieses Vorhaben wirksam umgesetzt wird.
Was wir fordern
Es muss einen gesetzlich geregelten Zugang zu sozialer und materieller Mindestabsicherung für Bundeskaderathlet*innen – unabhängig von Förderstatus oder Anstellung – für eine Mindestdauer von 24 Monaten geben. Eine gesetzlich geregelte Mindestabsicherung sollte folgende Leistungen sicherstellen:
- eine monatliche finanzielle Förderung (mind. 1800 € monatlich),
- eine zweckgebundene Zahlung zur Errichtung einer Altersvorsorge,
- die Einführung eines Mutterschutzes für Athletinnen,
- sowie die Kostenübernahme für umfassenden Versicherungsschutz, beispielsweise in den Bereichen Krankheit, Unfall oder Berufsunfähigkeit.