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Warum ist das wichtig

 

Athlet*innen trainieren an Bundes- und Olympiastützpunkten, in ihren Vereinen und die Erfolgreichsten häufig in Eigenregie. Spitzenleistung erfordert Spitzenbedingungen: Trainingsstätten, Trainingswissenschaft, medizinische Betreuung, Sportpsychologie, Ernährungs- und Laufbahnberatung. Der Prozess der Spitzensportreform hat u.a. folgende Erkenntnisse zum Stützpunktsystem hervorgebracht:

 

  • Die Qualität der bestehenden Strukturen ist sehr heterogen

 

  • Es fehlt eine kohärente Gesamtsystematik im Fördersystem

 

  • Der Weg der Athlet*innen vom Nachwuchs bis zur Spitze ist durch die fehlende Systematik beeinträchtigt

 

  • Regionale Partikularinteressen erschweren die Durchlässigkeit im System

 

  • Die Betreuung der Athlet*innen auf Weltspitzenniveau kann aufgrund von Unterfinanzierung nicht flächendeckend gewährleistet werden

 

  • In der Spitze fehlt es an Konzentrationsprozessen, die die Qualität der Betreuung an Olympia- und Bundesstützpunkten steigern würden

Was wir fordern

 

Wir setzen uns für ein Stützpunktsystem ein, das sich an den tatsächlichen Bedürfnissen von Athlet*innen orientiert – nicht an starren Strukturen, formalen Obergrenzen oder pauschalen Annahmen. Unser Ziel: ein transparentes, wirksames und chancengerechtes System, das Wahlfreiheit ermöglicht – statt Druck auszuüben. Unsere Beiträge im Überblick:

 

  • Fokus auf Wahlfreiheit und Qualität: Wir haben uns klar gegen Zentralisierungsmaßnahmen ausgesprochen, die mit Druck oder existenzbedrohenden Konsequenzen (z. B. Kaderentzug) durchgesetzt werden. Stattdessen plädieren wir für freiwillige Angebote, die in Qualität und sozialer Verträglichkeit überzeugen.

 

  • Vorschläge zur Stärkung dezentraler Alternativen: Mit dem Konzept eines Innovationstopfs („Reallabor des Sports“) haben wir ein Förderinstrument vorgeschlagen, das eigeninitiativ organisierte, dezentrale Lösungen unterstützt – z. B. durch Förderung von Projekten zur individuellen Betreuung, Nachwuchsförderung oder Bildungsintegration.

     

  • Impulse für Transparenz und Mitbestimmung: Wir haben u. a. eine „Stützpunktinventur“ angeregt, die Standorte, Angebote, Auslastung und Kosten sichtbar machen soll – als Basis für informierte Entscheidungen. Zudem setzen wir uns für Bewertungsinstrumente durch Athletinnen* ein, die Rückmeldung zu Angebotsqualität ermöglichen und echte Einflussnahme schaffen.

 

  • Fachliche Kritik an der geplanten Stützpunktreduktion: In unserer ausführlichen Stellungnahme vom August 2023 haben wir die geplante Obergrenze von 125 Stützpunkten als unbegründet kritisiert. Wir forderten stattdessen eine empirisch fundierte Gesamtevaluation – mit belastbaren Daten zur Wirksamkeit von Zentralisierung und hybriden Systemen.

 

  • Stärkung der Mitbestimmung: Wir fordern, dass Athletinnen bei Entscheidungen über Stützpunkte von Anfang an eingebunden werden – nicht nur als Betroffene, sondern als aktive Gestalterinnen. Zentralisierung muss dialogisch, transparent und nachvollziehbar gestaltet sein.

Was noch getan werden muss

 

Der eingeschlagene Weg zur Optimierung des Gesamtstützpunksystems muss fortgesetzt werden. Bevor Stützpunkte geschlossen werden, sind belastbare analytische Grundlagen notwendig, um den optimalen Zentralisierungsgrad pro Sportart zu bestimmen. Zudem ist es wichtig, das sogenannte Campus-Modell im Rahmen der anstehenden Strukturreformen zu prüfen und zu pilotieren. Für die Olympiastützpunkte, die enge Partner der Athlet*innen sind, fordern wir insbesondere:

 

  • Ein verlässliches, auskömmliches Finanzierungsmodell, das ein international konkurrenzfähiges Serviceangebot sicherstellt und tatsächliche Bedarfe abbildet – einschließlich einheitlicher, niedrigschwelliger Angebote wie Mental-Health-Beratung, Osteopathie oder Schlafcoaching

     

  • Ein inklusives Umfeld für paralympische und gehörlose Athlet*innen – mit barrierefreier Infrastruktur, Dolmetschern, integrativen Trainingsstätten und unterstützender Ausstattung

 

  • Bedarfsgerechte Bundesfinanzierung, die die strukturelle Unterfinanzierung behebt und Sonderaufgaben des Bundes dauerhaft absichert

 

  • Entbürokratisierung der Antragsverfahren und mehrjährige Bewilligungen, um die Planungssicherheit an den OSP zu erhöhen

 

  • Bundesseitige Finanzierung von Athletiktrainer*innen als Teil einer Orientierung an internationalen Servicestandards

 

 

Damit Einzelmaßnahmen aber nicht ins Leere laufen, braucht es ein übergreifendes Qualitätsmanagement für das gesamte Stützpunktsystem. Es muss auf systematischem Athlet*innen-Feedback basieren, klare Qualitätsstandards setzen und die Grundlage für ein wirksames Monitoring- und Evaluationssystem bilden. So kann die nötige Transparenz über Kennzahlen, Wirkungszusammenhänge und Entwicklungsbedarfe im System geschaffen werden. Wir fordern außerdem: Chancengleichheit! Athlet*innen, die sich ihr Training selbst organisieren können und nachweisbar erfolgreich damit sind, dürfen keine Nachteile erleiden – bei Förderung, Nominierung oder Karriereplanung.