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Warum ist das ein Problem

 

Athlet*innen sind im Sport vielfältigen menschenrechtlichen Risiken ausgesetzt. Viele dieser Risiken sind strukturell bedingt, treten regelmäßig auf und bleiben oft unsichtbar. Diese Menschenrechtsverletzungen aber finden nicht ausschließlich bei Sportgroßveranstaltungen oder in autoritären Staaten statt, sondern sind auch in Deutschland real. Dennoch fehlt eine kohärente Gesamtstrategie zur Wahrung der Menschenrechte im Sport. Auch bei der staatlichen Sportförderung gibt es bislang keine systematische Prüfung menschenrechtlicher Risiken, obwohl dies den internationalen Standards menschenrechtlicher Sorgfaltspflicht entsprechen würde. Zu den relevantesten menschenrechtlichen Risikofelder gehören:

 

  • Körperliche Unversehrtheit und Gesundheit: Gewalt, Missbrauch und Essstörungen sind weitverbreitet. Die „Safe Sport“-Studie zeigt: 87 % der befragten Kaderathlet*innen berichteten von psychischer Gewalt, 37 % von sexualisierter Gewalt.

  • Diskriminierung und Gleichstellung: BIPoC-Athlet*innen, queere Menschen, Sportler*innen mit Behinderung und weibliche Athletinnen erfahren strukturelle Benachteiligungen – etwa durch Rassismus, Sexismus oder ungleiche Darstellung in den Medien.

  • Soziale und materielle Absicherung: Es fehlt an klaren arbeitsrechtlichen Verhältnissen, sozialer Absicherung und fairer Beteiligung am ökonomischen Wert der eigenen Leistung.

  • Freiheitsrechte: Athlet*innen sehen sich Einschränkungen ihrer Meinungsfreiheit (z. B. durch Regel 50.2 der Olympischen Charta) und ihrer Vereinigungsfreiheit ausgesetzt.

  • Informationelle Selbstbestimmung: Datenerhebungen, etwa im Anti-Doping-Regime oder durch Tracking, erfolgen oftmals ohne ausreichende Kontrolle durch die Athlet*innen selbst.

  • Zugang zu unabhängiger Justiz: Schiedsklauseln in Athletenvereinbarungen und intransparente Beschwerdemechanismen erschweren rechtliches Gehör und faire Verfahren.

  • Persönliche Entwicklung: Der Leistungssport fordert hohe Opportunitätskosten. Bildung, berufliche Orientierung und Persönlichkeitsentwicklung bleiben oft auf der Strecke.

Wie wir uns einbringen

 

Athleten Deutschland engagiert sich seit seiner Gründung konsequent für die Achtung, den Schutz und die Gewährleistung der Menschenrechte im organisierten Sport – national wie international. Unsere Aktivitäten im menschenrechtlichen Bereich umfassen unter anderem:

 

  • Initiative für eine Menschenrechts-Policy im Sport: Athleten Deutschland hat den DOSB frühzeitig zur Entwicklung einer umfassenden Menschenrechts-Policy auf Grundlage der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte aufgefordert und war am entsprechenden Prozess beteiligt.

  • Beteiligung im DOSB-Menschenrechtsbeirat: Unser Geschäftsführer bringt dort Perspektiven zu Athlet*innenrechten, Arbeitsrecht, Safe Sport und struktureller Sportpolitik ein – mit dem Ziel, die Menschenrechts-Policy kritisch-konstruktiv zu begleiten und ihre Umsetzung zu fördern.

  • Gründung der AG „Athletes of Colour“: Diese Arbeitsgruppe wurde 2020 als Reaktion auf die weltweiten Black-Lives-Matter-Proteste ins Leben gerufen. Sie vernetzt BIPoC-Athlet*innen, macht Rassismuserfahrungen im Sport sichtbar und entwickelt strukturelle Lösungsansätze.

  • Positionierungen und Fachbeiträge: Athleten Deutschland bringt menschenrechtliche Perspektiven in Anhörungen, Studien, Beiräte und politische Prozesse ein – etwa zu den Themen Safe Sport, Diskriminierung, soziale Absicherung oder Vereinigungsfreiheit.

  • Internationale Zusammenarbeit: Wir beteiligen uns aktiv am internationalen Diskurs zu Menschenrechten im Sport, etwa im Austausch mit Akteur*innen aus der Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Politik und internationalen Sportstrukturen.

Was muss noch getan werden

 

Die strukturelle Verankerung der Menschenrechte im Sport steckt in Deutschland noch in den Anfängen. Damit der Spitzensport wirklich wertebasiert und zukunftsfähig wird, braucht es verbindliche politische und verbandliche Maßnahmen:

 

  • Entwicklung einer schlüssigen Gesamtstrategie zur Verwirklichung der Menschenrechte im Sport auf Basis der UN-Leitprinzipien

  • Etablierung systematischer Risikoanalysen („Menschenrechts-Checks“) zur Erfassung und Überwachung menschenrechtlicher Gefährdungen

  • Verknüpfung staatlicher Sportförderung mit der Erfüllung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten

  • Aufbau einer unabhängigen Integritätsagentur zur Standardsetzung, Risikoüberprüfung, Konzeptbewertung und Qualifizierung verantwortlicher Akteur*innen

  • Zusammenführung von Menschenrechts- und Integritätsfragen mit bestehenden Safe-Sport-Strukturen im Sinne eines kohärenten Gesamtsystems

  • Verankerung der UN-Leitprinzipien als Leitlinie deutscher Sportpolitik auch auf internationaler Ebene, einschließlich verbindlicher Erwartungen an Verbände, Ausrichterländer und Sponsoren

 

Unser Ziel ist klar: Ein deutsches Spitzensportsystem, das Athlet*innen weltbeste Bedingungen zur Entfaltung ihrer sportlichen und persönlichen Potenziale bietet und sie als Menschen achtet.