
Warum ist das wichtig
Die Spitzensportförderung braucht eine zentrale, unabhängige Instanz, die Entscheidungen rechtskonform, nachvollziehbar sowie potenzial- und erfolgsorientiert trifft – und dabei Entbürokratisierung und Flexibilisierung tatsächlich ermöglicht. Damit die Agentur nicht bestehende Systemkonflikte zwischen Staat, DOSB und Verbänden reproduziert, müssen Gremien, Kompetenzen und Entscheidungswege kriteriengeleitet, transparent und mit dem Ziel der Unabhängigkeit ausgestaltet werden. Die Agentur muss zudem anschlussfähig an übergeordnete Prozesse sein: Ergebnisse der Zieldebatte sowie Reformstränge wie Safe Sport, Verbändeförderung oder Stützpunktsystem müssen sich als „Puzzlestücke“ in ein kohärentes Gesamtbild fügen. Nur so lassen sich Wirkungspotenziale heben, Ressourcen sinnvoll allokieren und Verantwortlichkeiten klar zuordnen.
Wie wir uns eingebracht haben
Athleten Deutschland hat den Reformprozess von Beginn an kritisch-konstruktiv begleitet. Wir haben dabei die Notwendigkeit einer übergeordneten Steuerungsinstanz betont und dafür geworben, dass die Agentur möglichst unabhängig agieren kann:
Mit Stellungnahmen, Positionspapieren und öffentlichen Appellen haben wir unsere Haltung deutlich gemacht: Eine Agentur kann nur dann wirksam arbeiten, wenn sie eigenständig entscheidet, ihre Gremien klar abgegrenzt sind und die maßgeblichen Gruppen im Spitzensport – Athlet*innen wie Trainer*innen – eigenständig und professionell vertreten sind.
Gemeinsam mit dem Berufsverband der Trainer*innen haben wir aufgezeigt, dass die beiden zentralen Gruppen im Spitzensport mehr brauchen als symbolische Beteiligung: Sie benötigen eine fest verankerte Stimme in den Aufsichtsstrukturen.
- Darüber hinaus haben wir konkrete Vorschläge in die Diskussion eingebracht – etwa zur kriteriengeleiteten Besetzung der Gremien, zu transparenten Entscheidungsverfahren und zu einer sinnvollen Verzahnung der Agentur mit bestehenden Institutionen wie der NADA oder dem künftigen Zentrum für Safe Sport.
Was noch getan werden muss
Damit die Agentur ihr Potenzial entfalten kann und einen wirklichen Mehrwert bringt, ist entscheidend ist, dass die folgenden Punkte geklärt werden:
Unabhängigkeit sichern: Die Leitung der Agentur braucht klare, weitreichende Entscheidungsspielräume. Politische oder verbandliche Einflussnahmen dürfen die Aufgabenwahrnehmung nicht lähmen.
Eigenständige Vertretung verankern: Athleten Deutschland muss mit Sitz und Stimme im wichtigsten Entscheidungsgremium, dem Stiftungsrat, vertreten sein.
Trainer*innenvertretung einbeziehen: Der BVTDS sollte als unabhängige Vertretung in den Gremien präsent sein, damit Arbeitsbedingungen, Qualifizierung und Berufsprofile systematisch berücksichtigt werden.
Gremien kriteriengeleitet neu aufstellen: Besetzung und Kompetenzen müssen transparent, nachvollziehbar und funktional geregelt werden. Wo unabhängige Fachexpertise nötig ist, sind bewährte Findungsverfahren für Expert*innen vorzusehen.
Clearing und Verzahnung mit Integritätssystem: Eine externe Clearing-/Konfliktbeilegungsstelle (z. B. für Nominierungs-/Förderstreitigkeiten) sowie eine sinnvolle Kopplung an die NADA und das künftige Zentrum für Safe Sport sind zu verankern. So kann die Agentur auch Integritätsstandards in ihre Förderentscheidungen einbeziehen und sicherstellen, dass Konflikte durch faire und professionelle Verfahren gelöst werden.
- Effizienz praktisch machen: Mehrjährige Förderbescheide, flexible Budgets, entbürokratisierte Verfahren und datenbasiertes Controlling müssen Standard werden – ergänzt durch systematisches Athlet*innen-Feedback.