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Warum machen wir das

 

Die Qualität der Verbandsarbeit ist uneinheitlich. Mit der Einführung des Potenzial-Analysesystems (PotAS) wurde 2017 ein wichtiger Anreiz zur verbandlichen Strukturentwicklung geschaffen. Denn: Mit der PotAS-Bewertung wurden neben bisherigen Erfolgen und Kaderpotenzial auch die Strukturen eines Verbands zum Förderkriterium. Im Zuge der laufenden Spitzensportreform wurde jedoch entschieden, zukünftig auf die Begutachtung der sogenannten Strukturattribute zu verzichten – mit dem Ziel den dabei entstandenen Verwaltungsaufwand der Verbände zu reduzieren. Zudem soll das geplante Sportfördergesetz es ermöglichen, den Verbänden durch überjährige und disziplinübergreifende Budgets bedeutend mehr Flexibilität einzuräumen. Wir unterstützen diese Schritte, betonen aber: Wenn Bürokratie nur einseitig abgebaut wird, bekommen Verbände mehr Spielraum und Macht, die sie missbrauchen oder mangels Fähigkeit oder Good Governance nicht sinnvoll nutzen könnten. Strukturelle (Schutz-)Vorkehrungen sind also nötig.

Wie wir uns einsetzen 

 

Athleten Deutschland setzt sich seit seiner Gründung für ein wirkungsorientiertes, transparentes und verantwortungsvolles Fördersystem ein – mit klaren Standards und echten Schutzmechanismen für Athlet*innen. In zahlreichen Stellungnahmen und sportpolitischen Foren haben wir auf die Notwendigkeit von „Checks and Balances“ hingewiesen. Athlet*innen sollen sich nicht auf die Freiwilligkeit und den guten Willen Einzelner verlassen müssen. Dabei geht es nicht darum, alle Verbände über einen Kamm zu scheren: Viele Verbände geben ihr Bestes, um die Athlet*innen möglichst gut zu unterstützen. Doch wo strukturelle Defizite bestehen, müssen diese klar benannt und wirksam adressiert werden .

Was muss noch getan werden

 

  1. Fördervoraussetzungen mit echten Konsequenzen: Förderung muss an überprüfbare Integritäts-Kriterien geknüpft werden – in den Bereichen Safe Sport, Menschenrechte, Anti-Doping und Good Governance. Verbände, die diese Standards nicht erfüllen, müssen erst unterstützt, bei anhaltender Nicht-Erfüllung jedoch sanktioniert werden.

  2. Ein Clearingsystem zur fundierten Bewertung von Konfliktfällen: Unsere Erfahrungen aus dem Fallmanagement zeigen, dass die bestehenden Strukturen häufig nicht geeignet sind, um Streitigkeiten wirksam aufzulösen. Dazu zählen Konflikte bei Nominierungen, Auseinandersetzungen über Förderentscheidungen, Unklarheiten bei Athletenvereinbarungen oder Wechsel von Stützpunkten. Eine Clearingstelle kann hier für Transparenz, Verlässlichkeit und Vertrauen sorgen und zugleich die Professionalität im Sportsystem stärken. 

  3. Erhalt grundlegender PotAS-Attribute: Bei der Überarbeitung von PotAS muss sichergestellt werden, dass jene Attribute, die Bezug zur Integrität des Sports, zum Gesundheitsschutz, zu Nominierungsverfahren und zur Mitbestimmung der Athlet*innen haben, weiterhin überprüft und gesichert werden. Mehr Flexibilität darf nicht Kontrollverlust bedeuten.

  4. Verbindliche Standards für Athletenvertretung einführen: Athlet*innen haben, wie andere Berufsgruppen auch, ein Recht auf Mitbestimmung bei der Gestaltung ihrer Arbeitsbedingungen. Mitbestimmung wird in den Spitzenverbänden mit unterschiedlichen Intensitäten und über unterschiedliche Verfahren geregelt. Damit Athletenvertretung als Korrektiv und Anlaufstelle wirksam werden kann, ist die Einführung verbindlicher Standards zwingend notwendig. Sie könnten perspektivisch in den Zielvereinbarungen zwischen der geplanten Spitzensportagentur und den Verbänden verankert werden. 

  5. Einführung verbindlicher Qualitätsstandards und Controlling: Damit Verbandsförderung transparent und messbar wird, braucht es ein datenbasiertes Controlling, regelmäßige Audits und öffentliches Reporting. 

  6. Förderinstrumente bei unzureichender Verbandsarbeit: In Fällen von Verbandsversagen, das mit Sanktionen belegt wird, dürfen Athlet*innen nicht leiden. In solchen Fällen müssen alternative Förderinstrumente greifen – z.B. das von uns vorgeschlagene Individualbudget oder dezentrale Lösungen, um Athlet*innen unabhängig vom Verband zu unterstützen.