
Das Zentrum für Safe Sport ist als unabhängige, glaubwürdige und zentral kommunizierte Anlaufstelle geplant – für Betroffene, deren Umfeld sowie für Verantwortliche in Vereinen und Verbänden. Es soll Verantwortung dort übernehmen, wo sportinterne Strukturen an ihre Grenzen stoßen – mit klaren Zuständigkeiten in Risikoanalyse, Prävention, Intervention und Aufarbeitung. Ziel ist ein Sport in Deutschland, der frei von Gewalt und Missbrauch ist.
Risikoanalyse
Grundlage jeder wirksamen Schutzmaßnahme ist die Analyse von Gefährdungen. Vereine und Verbände müssen wissen, wo Risiken bestehen. Diese Analysen müssen professionell, unabhängig und mit externer Perspektive erfolgen. Das Zentrum soll diese Prozesse koordinieren, begleiten und mit Expertise aus dem Sportkontext verbinden.
Prävention
Der organisierte Sport hat Fortschritte gemacht – etwa durch das Stufenmodell der Deutschen Sportjugend. Doch Selbstverpflichtungen und Ehrenkodizes reichen nicht aus. Prävention muss überprüfbar und wirksam umgesetzt werden. Deshalb soll das Zentrum ein unabhängiges Monitoring- und Auditsystem entwickeln und betreiben – als Grundlage für Qualitätssicherung und gezielte Förderung.
Intervention
Im Verdachtsfall braucht es schnelle, kompetente und glaubwürdige Reaktionen. Das Zentrum soll als unabhängige Anlaufstelle agieren – für Betroffene, Trainer*innen, Vereinsverantwortliche oder Dritte. Es kann Beratung bieten, Untersuchungen koordinieren und psychosoziale sowie juristische Unterstützung vermitteln. Niemand darf mit einem Verdacht auf Gewalt alleine gelassen werden.
Aufarbeitung
Viele Fälle von Gewalt im Sport liegen Jahre oder Jahrzehnte zurück – wurden aber nie anerkannt oder untersucht. Das Zentrum kann hier als koordinierende Stelle wirken:
mit einem Expert*innen-Netzwerk,
mit Unterstützungsangeboten für Betroffene,
mit Know-how für institutionelle Aufarbeitungsprozesse.
Eine gezielte Auseinandersetzung mit Gewalt im DDR-Sport ist ebenso notwendig. Aufarbeitung bedeutet: zuhören, anerkennen, lernen. Deshalb soll das Zentrum Strukturen schaffen, die die Perspektiven Betroffener dauerhaft einbinden – etwa durch Betroffenenräte oder begleitende Netzwerke.
Wissensplattform
Neben der Fallarbeit braucht es einen Ort für Wissenstransfer und Politikberatung. Das Zentrum soll als interdisziplinäre Wissensplattform agieren: Erfahrungen bündeln, Forschung fördern, Standards entwickeln – für Sport, Politik und Zivilgesellschaft. Der Austausch mit internationalen Organisationen und eine Anbindung an Safe Sport International sind ausdrücklich gewünscht.
Ergänzung, nicht Ersatz
Ein Zentrum für Safe Sport ersetzt nicht die Verantwortung der Sportorganisationen – aber es ergänzt sie entscheidend. Es schafft Vertrauen, wo Misstrauen herrscht, Handlungssicherheit, wo Unsicherheit lähmt – und zeigt: Schutz im Sport ist keine Option, sondern Pflicht.
Schritte auf dem Weg zum Zentrum für Safe Sport
Athleten Deutschland begrüßt die geplante Einrichtung des Zentrums für Safe Sport als wichtigen Schritt hin zu besserem Schutz und einer konsequenten Aufarbeitung von Gewalt im Sport. Wir setzen uns dafür ein, dass das zukünftige Zentrum unabhängig, niedrigschwellig und wirksam arbeitet, damit Betroffene echte Unterstützung erhalten. Ein sicherer Sport ist für uns die Grundlage für Fairness, Vertrauen und eine verantwortungsvolle Sportkultur.
Oktober 2020
Das Hearing der Unabhängigen Kommission zu sexualisierter Gewalt im Sport und zahlreiche Meldungen von Betroffenen machen erstmals in großer Breite deutlich, dass sportinterne Strukturen Gewalt nicht wirksam verhindern oder bearbeiten können.
Februar 2021
Athleten Deutschland legt ein Impulspapier vor, das strukturelle Defizite analysiert und die Einrichtung eines unabhängigen Zentrums für Safe Sport vorschlägt.
Mai 2021
In einer Anhörung des Sportausschusses im Bundestag erhält der Vorschlag eines unabhängigen Zentrums breite Unterstützung aus Politik, Wissenschaft, Praxis und Betroffenenkreisen.