Stellungnahme zur aktuellen Situation im DOSB
Berlin, 11. Juni 2021. Die Athlet*innen sind aufgrund ihrer Sichtbarkeit die wichtigsten Vermittler*innen der Werte des Sports. Sie werden tagtäglich an ihrer Professionalität, Integrität und Haltung gemessen. Dasselbe Maß muss für die Verantwortlichen in den Verbänden gelten, insbesondere für das höchste Gremium des Breiten- und Spitzensports in Deutschland. Das DOSB-Präsidium erfüllt seine Vorbildrolle, wenn es ein vertrauens- und respektvolles Miteinander im eigenen Haus, gegenüber seinen Mitgliedern, den Athlet*innen und den übrigen Akteuren des Sports vorlebt. So kann der DOSB auch seinem Anspruch als Gestalter der Sportstrukturen für die Athlet*innen gerecht werden.
Vor diesem Hintergrund nimmt Athleten Deutschland die Reaktion des DOSB-Präsidiums auf die am Montag bekannt gewordenen Empfehlungen der DOSB-Ethikkommission zur Kenntnis. Aus unserer Sicht ist es geboten, den Empfehlungen der Ethikkommission strikt zu folgen – allein schon, um die Glaubwürdigkeit der Ethikkommission nicht zu gefährden und keinen Vertrauensverlust in diese lediglich empfehlende Institution zu riskieren. Ein Abweichen von diesen Empfehlungen wäre angesichts des ohnehin geringen Vertrauens in die Funktionsfähigkeit der Ombuds- und Hinweisgebermechanismen im deutschen Sport ein alarmierendes Signal.
Deshalb nehmen wir an, dass die angekündigte Stellung der Vertrauensfrage auch vorgezogene Neuwahlen bedeutet, wie sie die Ethikkommission empfiehlt. Ein vorgelagerter Wettstreit von Kandidat*innen und Ideen sollte aus dem demokratischen Selbstverständnis des Sports heraus möglich sein. Laut Empfehlungen der Ethikkommission könnte damit das derzeitige Präsidium neues Vertrauen gewinnen. So heißt es in den Empfehlungen: „Andererseits haben mögliche Gegenkandidaten genügend Zeit, […] für einen Neuanfang zu werben und sich mit offenem Visier dem Vertrauen der Mitgliederversammlung zu stellen.“