Athleten Deutschland fordert frühzeitige Einbindung in anstehende Reformen des Anti-Doping-Systems
Köln, 8. März 2019. Mit Blick auf den aktuellen Doping-Skandal in Seefeld und Erfurt verlangt Athleten Deutschland eine frühzeitige Einbindung in die überfällige Revision des Anti- Doping-Systems. Dieses muss national wie international schlagkräftig und vom System Leistungssport unabhängig sein. Hierbei müssen – neben Athlet*innen – vor allem Betreuungspersonal, Ärzte und Funktionäre in den Blickpunkt der Überlegungen rücken.
Athleten Deutschland hat mit Entsetzen die Veröffentlichungen der letzten Tage zu den Doping- Razzien in Seefeld und Erfurt sowie die weiteren Entwicklungen zur Kenntnis genommen. Der Verein begrüßt die konsequente Strafverfolgung durch die Behörden und fordert ein angemessenes Strafmaß für alle Täter, d.h. dopende Athlet*innen und vor allem involviertes Betreuungspersonal und Funktionär*innen.
Die Äußerungen der Sportverbände, einschließlich der Rufe nach „drakonischen Strafen“, sind allerdings nicht geeignet, das erschütterte Vertrauen in das Anti-Doping-System des internationalen Sports wiederherzustellen. „Es hat sich gezeigt, dass Hinweise aus der Szene weitaus effektiver sind als Anti-Doping-Kontrollen. Systematische Versäumnisse im betreuenden Umfeld von Athleten und Athletinnen – einschließlich Ärzten – lassen Dopingnetze wachsen und unterminieren das Vertrauen in den Leistungssport“, stellt Jonathan Koch, Präsidiumsmitglied von Athleten Deutschland, fest.
Das Anti-Doping-Kontrollsystem ist mit teils erheblichen Eingriffen in Datenschutz und Persönlichkeitsrechte verbunden. Für Athleten Deutschland ist diese Belastung der Sportler unverhältnismäßig, solange immer wieder Ärzte und Funktionäre trotz Hinweisen auf Verwicklung in Dopingaktivitäten ungeniert weitermachen können. „Wir sind doppelt betroffen – von den Zumutungen des Kontrollsystems und von dem öffentlich ständig präsenten Dopingverdacht,“ so Amélie Ebert, die im Präsidium von Athleten Deutschland für Anti-Doping zuständig ist.
„In Anbetracht des offensichtlichen Systemversagens fordern wir, dass Athlet*innen bei der Diskussion über jetzt anstehende und längst überfällige Änderungen im Anti-Doping-System von Beginn an auf Augenhöhe einbezogen werden“, so Ebert weiter. Ziel muss u.a. ein effektiver Hinweisgeber-Mechanismus sein, der den Schutz von Whistleblowern gewährleistet. Auch die Einführung von Präventions- und Kontrollmaßnahmen, die Funktionäre und Betreuungspersonal betreffen, ist überfällig.
Klar ist: Das Anti-Doping-System muss national wie international schlagkräftig und vom System Leistungssport unabhängig sein. Gleichzeitig muss ein grundsätzliches Verständnis von Prävention und Good Governance geschaffen werden – nicht nur für Athlet*innen, sondern insbesondere auch für Betreuungspersonal, Ärzt*innen und Funktionär*innen.