Pressemitteilung, Schutz

Einheitliches Lex Refugee in den Weltsportverbänden gefordert

Berlin, 29. September 2020. Nach der jüngsten Kehrtwende des Internationalen Kanuverbands (ICF) im Fall Saeid Fazloula fordert Athleten Deutschland einheitliche Regelungen in den Weltsportverbänden zur Nominierung geflüchteter Athlet*innen für das Refugee Olympic Team (ROT). Das Olympia-Flüchtlingsteam ist ein beeindruckendes Projekt des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das als Zeichen der Menschlichkeit Geflüchteten weltweit Hoffnung gibt und einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung leistet.

Maximilian Klein, Beauftragter für internationale Sportpolitik:
„Der Fall von Saeid Fazloula macht deutlich, dass IOC und Weltverbände eine besondere Verantwortung und Schutzpflicht gegenüber geflüchteten Athletinnen und Athleten haben. Sie müssen nun dringend den aktuellen Flickenteppich abschaffen und noch vor den Spielen in Tokio auf ein einheitliches Lex Refugee innerhalb der Verbände hinwirken. Es ist unhaltbar, dass geflüchtete Athletinnen und Athleten ungleiche Chancen auf die Aufnahme ins Flüchtlingsteam haben, nur weil sie im falschen Verband sind.“

Athleten Deutschland begrüßt, dass sich die ICF nach der ARD-Berichterstattung vom 27.09.2020 nun doch für den Start von Saeid Fazloula im Olympia-Flüchtlingsteam ausspricht und mit der Ankündigung eines Regelwerks für Geflüchtete Lehren aus diesem Fall ziehen will. Athleten Deutschland hofft, dass seitens des IOC nun einem Start von Saeid Fazloula bei den Olympischen Spielen nichts mehr im Wege steht.

Zum Hintergrund:
Nach einem Bericht der ARD-Sportschau am 27.09.2020 war der Fall des Kanuten Saeid Fazloula bekannt geworden, der nach seiner Flucht aus dem Iran als anerkannter politischer Flüchtling bislang ohne deutsche Staatsbürgerschaft in Deutschland lebt. Der Internationale Kanuverband (ICF) habe seine Nominierung für das Refugee Olympic Team mit der Begründung verweigert, dass Fazloula bereits Deutschland auf internationaler Ebene vollumfänglich vertreten und nach Statuten der ICF somit ein sportliches Heimatland habe. Ein Start für das Flüchtlingsteam sei ohne iranische Zustimmung nicht möglich. Ferner habe die ICF anfangs den Flüchtlingsstatus von Fazloula in Zweifel gezogen.

Nach ARD-Recherchen fehlten etwa fünf Jahre nach Einführung des Olympia-Flüchtlingsteams bei knapp zwei Dritteln der 33 bei den Sommerspielen vertretenen Weltsportverbände klare Regeln für Geflüchtete. Dass es auch anders gehe, zeige eine Regelung im Taekwondo, die der ebenfalls aus Iran stammenden Athletin Dina Pouryounes einen Platz im Olympia-Flüchtlingsteam ermöglicht und sie gleichzeitig auf anderen internationalen Wettbewerben für ihr Gastland Niederlande starten lässt.