Menschenrechte, Pressemitteilung, Schutz

Belarus: Athleten Deutschland begrüßt angekündigte IOC-Untersuchungen

Berlin, 8. Oktober 2020. Athleten Deutschland ist äußerst besorgt über die aktuelle Situation für Athlet*innen in Belarus, die mit der Inhaftierung der Basketballspielerin Yelena Leuchanka am 20. September 2020 einen traurigen Höhepunkt gefunden hat. Zahlreiche Athlet*innen im Land schlossen sich den Massenprotesten gegen das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen im August und gegen den belarussischen Diktator Aljaksandr Lukaschenka an.

Wir verurteilen die Repressalien des Regimes gegen die Zivilgesellschaft im Allgemeinen und gegen belarussische Athlet*innen im Besonderen. Daher zeigen wir uns solidarisch mit den Forderungen der Free Association of Athletes of Belarus, einer Gruppierung, der sich inzwischen fast 700 Athlet*innen und mit dem belarussischen Sport verbundenen Personen angeschlossen haben.

Zur gestrigen Sitzung des IOC-Exekutivkomitees am 7. Oktober hatte die Gruppe die IOC-Führung mit einem Schreiben über die weitreichenden Menschenrechtsverletzungen an belarussische Athlet*innen seitens des Regimes in fast zwei Dutzend dokumentierten Fällen aufgeklärt. Dem Brief zufolge wurden Athlet*innen gefoltert, geschlagen und verhaftet. Athlet*innen, die sich gegen das Regime stellten, wurden ferner mit Arbeitsplatzverlusten sanktioniert, von Wettkämpfen und vom Sportbetrieb suspendiert und mit weiteren Formen systematischer Diskriminierung und Gewalt bestraft.

Athleten Deutschland begrüßt die Ankündigung Thomas Bachs, sich jetzt vor die belarussischen Athlet*innen zu stellen und umfassender zu prüfen, ob das Nationale Olympische Komitee (NOK) seine Verpflichtungen gegenüber seinen Athlet*innen gemäß der Olympischen Charta erfülle. Der belarussische Sport steht unter der faktischen Kontrolle des Diktators, der zugleich Präsident des belarussischen NOK ist. Sein Sohn Wiktar Lukaschenka fungiert zudem als Vizepräsident des NOK und ist als Sicherheitsberater seines Vaters und wichtiges Mitglied des nationalen Sicherheitsrates dem repressiven Staatsapparat direkt zuzuordnen. 

Maximilian Klein, Beauftragter für internationale Sportpolitik, stellt klar: „Beide verantworten als Sportfunktionäre und politische Machthaber in Personalunion die Repressalien gegen die belarussischen Athletinnen und Athleten, die zweifelsfrei politisch motiviert sind. Das IOC ist direkt verantwortlich für das Nationale Olympische Komitee in Belarus und muss nun schnellstens reagieren. Ohne Frage kann die Erwartungshaltung an die Olympische Bewegung nicht sein, Menschenrechtsverletzungen und Unrecht in aller Welt abzustellen. Gleichwohl hat der Sport eine menschenrechtliche Verantwortung in seinem direkten und indirekten Wirkungskreis, der nicht nur Worte, sondern Taten folgen müssen.“

Die gravierenden Menschenrechtsverletzungen von Athletinnen und Athleten in Belarus reihen sich leider in eine Vielzahl von unterschiedlich gelagerten Menschenrechtsverletzungen von Athletinnen und Athleten sowie Personen im Wirkungskreis des Sports in aller Welt – auch in Deutschland – ein. Athleten Deutschland setzt sich deshalb für eine stärkere Auseinandersetzung mit Menschenrechten im Sport ein und will damit auch in Deutschland eine Debatte in Gang bringen. Gemeinsam mit einer Vielzahl von Sport- und Menschenrechtsorganisationen fordern wir, dass sich die Olympische Bewegung kohärent zur Achtung und Umsetzung der Menschenrechte in ihrem Wirkungskreis bekennt. Hierzu bedarf es auch der Unterstützung von Politik und Sponsoren.