Gewalt und Missbrauch, Pressemitteilung, Schutz

Jahrelanger Missbrauchskomplex im malischen Basketball

Dringender Hilferuf nach Rausschmiss aus dem Nationalteam: Missbrauchsbetroffene und Whistleblowerin aus Mali soll bei morgiger U-19-Basketballweltmeisterschaft in Ungarn starten dürfen

Berlin, 6. August 2021. Athleten Deutschland wendet sich mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit, an das IOC und FIBA. Nach unseren Informationen hat die wichtigste Whistleblowerin im Missbrauchskomplex der malischen U-18-Basketballnationalmannschaft am 2. August ihren Platz im Nationalteam verloren und damit die Startberechtigung für die ab morgen in Budapest stattfindenden U-19-Weltmeisterschaften. Beobachter*innen interpretieren diesen Schritt als Bestrafung der Spielerin und Missbrauchsbetroffenen, deren Mut maßgeblich zu der Enthüllung der jahrelangen Missbrauchsfälle im malischen Basketball beigetragen hatte.

Alle Beteiligten, insbesondere FIBA und das IOC, müssen dringend dafür sorgen, dass die Spielerin ihren Startplatz für das Team zurückerhält und bei den Weltmeisterschaften antreten darf. Die Betroffenen, die Whistleblower und ihre Familien müssen die nötige rechtliche und psycho-soziale Unterstützung erfahren. Berichten zufolge wurden junge Spielerinnen vor Gericht Ende Juli zu Aussagen im Beisein des Täters aufgefordert, ohne Zugang zu adäquater rechtlicher Vertretung oder psychologischer Traumaunterstützung zu haben. Ihre körperliche Unversehrtheit muss geschützt werden. Es gibt Berichte über Hassnachrichten und Drohungen im Internet. Die angekündigte Untersuchung durch Richard McLaren muss betroffenen- und traumazentriert ablaufen. Den Spielerinnen sollte die Fortsetzung ihrer noch jungen sportlichen Karrieren ermöglicht werden; auch im Ausland, sollte dies aus Sicherheitsgründen nötig sein.

Wir sehen uns zu diesem Schritt aufgrund der Dringlichkeit des Anliegens gezwungen, da die Verantwortlichen offenbar nicht ausreichend für den Schutz der Betroffenen zu sorgen scheinen.

Vorgangshistorie zum Hintergrund:

  • August: Wichtigste Whistleblowerin wird offenbar aus dem malischen U-18-Nationalteam geschmissen
  • Juli: Die New York Times berichtet ausführlich über den aktuellen Stand und über das scheinbare Versagen von Verbandsoffiziellen auf nationaler und internationaler Ebene.
  • Juli: Die Sport & Rights Alliance schickt gemeinsam mit der WNBPA einen offenen Brief an die FIBA
  • Juli: Trainer Bamba wird verhaftet und wegen Pädophilie, versuchter Vergewaltigung und Körperverletzung in Mali angeklagt.
  • Juli: Junge Spielerinnen wurden vor Gericht aufgefordert, Fragen im Beisein des Täters zu beantworten, ohne dass ein Rechtsbeistand (oder eine Trauma-Hilfe) zur Verfügung stand.
  • Juli: Malis Basketball-Verbandspräsident Maiga wird suspendiert.
  • Juni: FIBA-Präsident Hamane Niang streitet die Vorwürfe ab und tritt für die Dauer der Untersuchungen vorübergehend zurück. Diese solle laut FIBA-Ankündigung vom Integritätsbeauftragten Richard McLaren durchgeführt werden.
  • Juni: Die New York Times veröffentlicht ihre Untersuchungsberichte zu jahrelangem Missbrauch im malischen Basketball seit den frühen 2000er Jahren.
  • Juni: Human Rights Watch wendet sich in einem Brief an die FIBA wegen Missbrauchsfällen in Malis U18-Mädchen-Basketball-Nationalmannschaft.