WADA weigert sich weiterhin, tiefgreifende Reformen umzusetzen
Berlin, 23. November 2021. Im Vorfeld der Sitzungen des Exekutivkomitees und des Stiftungsrats der Welt-Anti-Doping-Agentur rufen wir alle Beteiligten, insbesondere die Regierungsvertreter*innen, dazu auf, die wiederholten Forderungen der Athletenschaft nach einem gänzlich unabhängigen Exekutivkomitee der WADA zu unterstützen. Hierzu gehören auch entsprechende Mitbestimmungsrechte unabhängiger Athletenvertretungen.
Die von der WADA vorgeschlagene Aufnahme einiger Athleten in ihre Governance-Struktur ist nicht mehr als eine Nebelkerze. Statt tiefgreifende Reformen umzusetzen, versteckt sich die WADA weiterhin hinter plakativen Schlagwörtern. In der Folge haben Athletinnen und Athleten das Vertrauen in die Integrität der WADA und ihre Fähigkeit, ihr Mandat zufriedenstellend auszufüllen, verloren. Bedeutsame Veränderungen sind ohne Unabhängigkeit nicht umsetzbar. Der erste Schritt dazu ist ein unabhängiges Exekutivkomitee und eine unabhängige Athletenvertretung.
Eines der wesentlichen Defizite der WADA ist ihre fehlende Unabhängigkeit. Die geteilten Loyalitäten vieler Akteure gegenüber der Seite des organisierten Sports und den Regierungen offenbaren sich besonders auf der Ebene des Exekutivkomitees. Diese Interessenkonflikte haben die Effektivität der WADA untergraben. Sie wurden in den letzten Jahren wiederholt aufgedeckt, da dieselben konfliktbehafteten Akteure politische und nicht prinzipiengeleitete Entscheidungen zur Dopingbekämpfung getroffen haben. Die WADA sollte weder von jemandem kontrolliert noch geführt werden, der ein ökonomisches Interesse am sportlichen Wettbewerb verfolgt.
Der organisierte Sport hält die WADA und ihre Mission im Würgegriff, und es wurde deutlich, dass man nicht willens ist, diese Kontrolle zu lockern. Wir fordern die Vertreter*innen der Regierungen auf, die Forderungen der Athletenschaft nach einer gleichberechtigten, unabhängigen Athletenvertretung und einem gänzlich unabhängigen Exekutivkomitee zu berücksichtigen. Eine solche Unabhängigkeit würde Vertrauen, Rechenschaftspflicht, Transparenz und ein Kräftegleichgewicht wiederherstellen.
Unterzeichnet von:
Athletics Association | |
Zum Hintergrund:
In den vergangenen Jahren haben Athletengruppen und Spielergewerkschaften die WADA immer wieder zu grundlegenden Reformen aufgefordert:
- November 2020: Athletengruppen und Vorsitzende Nationaler Anti-Doping-Organisationen (NADOs) schließen sich zusammen, um weitere Reformen der WADA einzufordern
- Juli 2020: Athletengruppen fordern weitreichenden Wandel der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA)
- Juli 2017: Vorschläge der World Players Association (WPA)