Pressemitteilung, Schutz

ZUSAMMENFASSUNG: Situation in den Kampfsportverbänden // Anhörung im Sportausschuss des Bundestages

Berlin, 10. Mai 2023. Athleten Deutschland bedankt sich für die Einladung und die Gelegenheit, zur Situation in den Kampfsportverbänden Stellung zu nehmen. In Anbetracht der Kurzfristigkeit der Anfrage richten wir unseren Fokus auf die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Athlet*innen innerhalb der betreffenden Verbände. Zum grundlegenden Verständnis gehen wir zuerst auf die Bedeutung und Rolle von Athletenvertretung im Allgemeinen ein und skizzieren die aktuell gültigen Rahmenbedingungen für gelingende innerverbandliche Mitbestimmung. Wir schließen mit einigen ergänzenden Aspekten zur Situation der Athlet*innen in den jeweiligen Sportarten. Die folgenden Inhalte basieren auf unserer Recherche und den Berichten der jeweiligen Athletenvertreter*innen des Deutschen Ringer-Bundes, des Deutschen Judo-Bundes, des Deutschen Boxsport-Verbands, des Deutschen Karate Verbands, des Bundesfachverbands für Kickboxen e.V. und des Deutschen Ju-Jutsu Verbands. Die wichtigsten Erkenntnisse zum Status Quo der Athletenvertretung und der aktuellen Situation der Athlet*innen lauten:

  1. Es besteht erhebliches Entwicklungspotenzial hinsichtlich der Einbindung der Athletenvertreter*innen in den Kampfsportverbänden.
  2. Die formale Integration der Athletenvertretung in die Verbandsstrukturen ist ausbaufähig, insbesondere in den nicht-olympischen Verbänden.
  3. Die Einbindung der Athletenvertreter*innen ist (noch) nicht institutionelle Gewohnheit, sondern hängt stark vom guten Willen und dem Einsatz von Einzelpersonen ab.
  4. Es fehlt an proaktiver Kommunikation von Verbandseite und gemeinsamer Planung.
  5. Mitwirkung bei der Erstellung von Nominierungskriterien ist rar.
  6. Athletenvereinbarungen werden mit zu geringem Vorlauf versandt, sodass Zeit für Sorgfalt und Aushandlungsprozesse fehlt.
  7. Die Athletenvertreter*innen sind mehrheitlich an den relevanten Sitzungen mit Externen, wie etwa die Personalplanungsgespräche der Bundeswehr oder die Gesamtüberprüfung des Sporthilfe-Gutachterausschusses beteiligt. Für die Strukturgespräche gilt das nur teilweise.
  8. Die betreffenden Verbände signalisieren mehrheitlich Offenheit für ein konstruktives Zusammenwirken mit der Athletenvertretung.
  9. Gemeinsame Ist-Analysen zur Zusammenarbeit und verbindliche Handlungspläne zur sukzessiven strukturellen und kulturellen Einbindung der Athletenvertretung in die Verbandsarbeit werden empfohlen.
  10. Der Zusammenhalt in den Nationalmannschaften ist stark.
  11. Es mangelt teilweise an wettbewerbsfähigen Trainingspartner*innen.
  12. Talente gehen an der Schwelle zum Seniorenbereich verloren.
  13. Bundestrainer*innen werden überwiegend gut bewertet, sind jedoch überlastet.
  14. Athlet*innen aus den nicht-olympischen Verbänden wünschen sich Zugänge zu Stützpunkten und deren Dienstleistungen.