Erschütternde Vorwürfe in der deutschen Leichtathletik erfordern Handeln von Sport und Politik
Die in der ZDF-Dokumentation “frontal – das Magazin” veröffentlichten Vorwürfe und Schilderungen aus der deutschen Leichtathletik haben uns sehr bewegt. Unser Mitgefühl gilt den betroffenen Athletinnen und Athleten. Dass einige von ihnen ihre Erfahrungen jetzt öffentlich gemacht haben, ist ein Schritt, der höchste Anerkennung verdient. “Die geschilderten Erfahrungen zeigen erneut, wie extrem die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Trainer*innen und Athlet*innen im Spitzensport sind und wie schwierig es für betroffene Sportler*innen sein kann, Vorfälle zu melden. Die betroffenen Landesverbände und Vereine müssen dringend aufarbeiten, an welchen Stellen ihre Präventions- und Interventionsarbeit versagt hat und wie sie in Zukunft Abhilfe schaffen können”, sagt Johannes Herber, Geschäftsführer von Athleten Deutschland.
Eine solche Aufarbeitung muss unabhängig, transparent und betroffenensensibel erfolgen und die Rechte der Betroffenen in den Mittelpunkt stellen. Ihrer individuellen Belastung, die mit einer Aufarbeitung verbunden ist, muss Rechnung getragen werden. Aufrufe an Betroffene sollten breit und sichtbar kommuniziert werden, sowie die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit unabhängigen Anlaufstellen beinhalten. Unsere Beratungsstelle Anlauf gegen Gewalt steht bereit, diese Funktion, auch im Zuge eines möglichen Aufarbeitungsprozesses in der Leichtathletik, einzunehmen.
„Die Enthüllungen deuten darauf hin, dass Trainer trotz vorheriger Auffälligkeit erneut die Chance erhielten, ihre Macht zu missbrauchen. Damit ein solches Täter-Hopping in Zukunft eingedämmt werden kann, muss die Politik handeln und die Voraussetzungen für eine rechtssichere Weitergabe von Daten schaffen. Im Zusammenhang mit dem Aufbau des Zentrums für Safe Sport sollte deshalb dringend die Möglichkeit einer bereichspezifischen gesetzlichen Ausnahmeregelung geprüft werden. Eine solche Regelung ist außerdem notwendig, um die Zuständigkeitsübertragung von Vereinen und Verbänden und die Weitergabe sensibler Informationen an Stellen wie das Zentrum für Safe Sport zu erleichtern”, führt Herber weiter aus.
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