Spitzensportsystem

Athleten Deutschland nimmt Stellung zur Einigung zwischen Handballbund und Trainer

Berlin, 4. Juli 2025. Zur Meldung des Deutschen Handballbundes (DHB) anlässlich der Einigung vor dem Oberlandesgericht Hamm vom 18.06.2025 nehmen wir Stellung wie folgt:

Die Meldung des DHB erweckt den Eindruck einer Rückkehr zum „Business as usual“ – und lässt dabei die nötige Empathie für die betroffenen Handballerinnen vermissen. Dabei war es ihr Mut, ihre Erfahrungen öffentlich zu machen, der eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Vorwürfen im Zusammenhang mit ihrem Trainer überhaupt erst ermöglicht hat.

Es erscheint mehr als fragwürdig, ob eine allgemeine Weiterbildung zu Kommunikation, Motivation und Gruppendynamik eine sinnvolle Auflage für die Fortsetzung der Trainertätigkeit darstellt. Erforderlich wäre eine gezielte Auseinandersetzung mit Themen wie Machtmissbrauch, strukturellen Abhängigkeiten und gewaltfreier Kommunikation.

Der DHB lässt in seiner Meldung außerdem offen, mit welchem Mandat die eingesetzte unabhängige Kommission zur Aufarbeitung der Vorfälle ihre Arbeit fortsetzen wird.

Zur Klärung der offenen Fragen und zur Wiederherstellung des Vertrauens in den Prozess erwarten wir vom DHB:

  • Eine klare und sichtbare Botschaft an die Betroffenen, in der ihr Leid ausdrücklich anerkannt und ihr Mut, über Gewalt im Leistungssport zu sprechen, gewürdigt wird.
  • Informationen zu Maßnahmen des DHB, die Betroffene im Rahmen von DHB-Veranstaltungen vor einem möglichen Aufeinandertreffen mit dem Trainer schützen.
  • Transparente Informationen zum aktuellen Mandat der unabhängigen Kommission
  • Eine regelmäßige, nachvollziehbare Kommunikation gegenüber den Betroffenen sowie der interessierten Öffentlichkeit über die Arbeit der Kommission, ihre Erkenntnisse und die Umsetzung ihrer Empfehlungen.

Der gerichtlich erzwungene Stopp der Aufarbeitung im letzten Jahr und das anschließende Mediationsverfahren haben abermals die Relevanz des Safe Sport Codes als Rechtsgrundlage für Interventions- und Aufarbeitungsprozesse verdeutlicht. Um ähnliche Rechtsunsicherheiten und damit einhergehenden Vertrauensverlust wie im Handball zu vermeiden, sollte der organisierte Sport für eine rasche und flächendeckende Implementierung des Codes sorgen.

Die Bundesregierung und die Bundesländer sollten währenddessen den Aufbau des unabhängigen Zentrums für Safe Sport zügig vorantreiben. Mit der Errichtung des Zentrums wäre die Möglichkeit für Verbände geschaffen, ihre Zuständigkeiten und Disziplinarbefugnisse zu übertragen und damit einen unabhängigen und professionellen Umgang mit Gewaltvorwürfen zu gewährleisten. Auch zum Gelingen von Aufarbeitungsprozessen in Sportorganisationen könnte das Zentrum einen wichtigen Beitrag leisten.