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Corona im Spitzensport: Alarmierende Einkommensverluste bei Deutschlands Top-Athlet*innen

Berlin, 4. November 2020. Deutschlands Spitzenathlet*innen erleiden erhebliche finanzielle Einbußen im Zuge der Corona-Pandemie. Besonders stark betroffen sind die Olympia- und Paralympics-Kader, deren monatliche Verluste sich auf durchschnittlich 1.287 Euro im Vergleich zum Vorjahr belaufen. Für das Jahr 2021 erwarten die Sportler*innen einen zusätzlichen Rückgang ihrer Einnahmen um durchschnittlich 600 Euro pro Monat. Die Zahlen basieren auf einer Studie der Deutschen Sporthochschule Köln, die im Auftrag der Deutschen Sporthilfe, Athleten Deutschland und dem Deutschen Olympischen Sportbund durchgeführt wurde.

„Die Ergebnisse der Studie sind besorgniserregend. Wir dürfen nicht zulassen, dass Sportlerinnen und Sportler in die Situation geraten, ihre Lebenshaltungskosten nicht decken zu können. Außerdem müssen sie in der Lage sein, die notwendigen Kosten zur Ausübung ihres Sports – wie jene für Ausrüstung, Fahrtkosten oder zusätzliche Physiotherapie – weiterhin aufbringen zu können“, sagte Max Hartung, Präsident von Athleten Deutschland.

Maßgeblich für die Einkommensverluste sind ausbleibende Startgelder und Prämien, wovon 46% der Mitglieder der Olympia- und Paralympics-Kader betroffen sind. 38% dieser Gruppe vermelden außerdem gesunkene Sponsoringeinnahmen.

„Die Pandemie trifft unsere Mitglieder mehrfach: Durch die Wettkampfabsagen verlieren sie sportliche Perspektive, Einkommensmöglichkeiten und ihre wichtigsten Bühnen, während Sponsoren aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Unwägbarkeiten ihre Budgets zusammenstreichen. Ich möchte die Partner des Sports aufrufen: Bleiben Sie am Ball! Auch wenn die Athletinnen und Athleten momentan nicht bei Wettkämpfen zu sehen sind, bleiben sie wertvolle Botschafter und gesellschaftliche Akteure in einer für uns alle schwierigen Zeit.“, ergänzte Max Hartung

Die Studie ergab außerdem, dass auch die Athlet*innen der Perspektiv- und Ergänzungskader Einbußen hinnehmen müssen. Ihre Verluste beziffern sie im Vergleich zum Vorjahr auf rund 332 Euro monatlich, erwarten indes im Hinblick auf das nächste Jahr einen leichten Anstieg von geschätzten 150 Euro im Monat. Befragt wurden auch die Mitglieder der Nachwuchskader, deren Einnahmen weitgehend stabil blieben.

Den Impuls für die Studie hatte die Berichterstattung von Athleten Deutschland zur Situation der Kaderathlet*innen im Sportausschuss des Bundestags gesetzt. Gemeinsam mit den Athletenvertreter*innen der Leichtathletik und dem Kanusport hatte man dort auf drohende Einkommensverluste hingewiesen.

1.626 Athlet*innen aller Kaderstufen (Olympia; Paralympics; Perspektiv; Ergänzung; Nachwuchs) beteiligten sich an der von Prof. Dr. Christoph Breuer, Prorektor der Kölner Sporthochschule, geleiteten Studie. Das entspricht einer Beteiligung von über 40% aller Sporthilfe-geförderten Athlet*innen. Gemäß Sporthilfe ist dies die höchste Rücklaufquote aller seit 2009 durchgeführten Umfragen.