Einsatz für Frauen: Athleten Deutschland stellt Gleichstellungsziele vor
Berlin, 19. Mai 2021. Sportlerinnen müssen die gleichen Verwirklichungschancen erhalten wie ihre männlichen Kollegen. Dafür wird sich Athleten Deutschland einsetzen und stellt heute im Sportausschuss des Bundestags seine Gleichstellungsziele vor. Die Ziele gehen aus qualitativen Interviews mit Athletinnen, Expertengesprächen sowie eigenen Recherchen hervor.
„Sportlerinnen verdienen weniger als ihre männlichen Pendants, trainieren teilweise unter schlechteren Bedingungen und erscheinen weniger im TV. Die Trainingswissenschaft beruht auf männlichen Probanden. Essenzielle Themen wie Menstruation und Verhütung werden fast immer ignoriert, obwohl sie gravierende Auswirkungen auf Leistung und Verletzungsrisiko haben. Es muss sich etwas ändern, und zwar jetzt“, sagte Almuth Schult, Torhüterin der Fußball-Nationalmannschaft und Mitglied von Athleten Deutschland.
Gemeinsam mit unseren Mitgliedern wird sich Athleten Deutschland für tiefgreifende Veränderungen in vier Themenbereichen einsetzen. Ein Kernthema wird dabei die Erhöhung der Medienpräsenz für Frauensport sein. Die andauernde mediale Unterrepräsentanz in der Berichterstattung mindert das Sponsoreninteresse, hemmt die Vermarktung und verhindert damit, dass Sportlerinnen mehr verdienen.
„Studien zeigen eindeutig, dass Sportlerinnen in der Berichterstattung zweitrangig behandelt werden. Aus den Gesprächen mit den Athletinnen wissen wir, dass sie sich zwingend mehr Sichtbarkeit wünschen und dieselbe Bühne wie die Männer. Dafür werden wir kämpfen“, sagte Johannes Herber, Geschäftsführer von Athleten Deutschland.
Weitere Themenbereiche sind eine bessere Vereinbarkeit von Familienplanung und Spitzensport, Safe Sport sowie die Einführung von geschlechtsspezifischem Training. Themen wie der weibliche Zyklus, Verhütung und Essstörungen gehören enttabuisiert und müssen fester Teil der Trainer*innenausbildung werden.
Im Bereich Safe Sport wird sich Athleten Deutschland weiterhin für die Schaffung eines unabhängigen Zentrums für Safe Sport (siehe Impulspapier) einsetzen. Athletinnen sind signifikant häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen als Athleten. Dies spiegelten auch die Erfahrungen der interviewten Sportlerinnen wider, die von häufigen sexistischen Sprüchen und teilweise auch erlebter sexualisierter Gewalt berichteten. Jüngste Vorfälle aus dem Boxen bestätigen erneut, dass der organisierte Sport nicht in der Lage ist, angemessen auf Meldungen von Sportlerinnen zu reagieren. Athleten Deutschland wird deshalb weiter auf die zeitnahe Einrichtung einer unabhängigen und vertrauenswürdigen Anlaufstelle für Betroffen von Gewalt und Missbrauch drängen. Ein Zentrum für Safe Sport mit Kompetenzen in den Bereichen Prävention, Intervention und Aufarbeitung sollte als koordinierender Überbau eingerichtet werden.
„Erstmals im deutschen Sport wird sich nun systematisch der Gleichstellung von Sportlerinnen gewidmet. Es zeigt sich wieder, wie wichtig eine echte Vertretung für Athletinnen und Athleten in Deutschland ist,“ ergänzte Fabienne Königstein, Marathonläuferin und Mitinitiatorin der Initiative.
Athleten Deutschland bedankt sich für die finanzielle Unterstützung der Ingeborg-Gross Stiftung, die die qualitative Interviewreihe unter dem Namen „Athletinnen D“ ermöglichte. Dank gilt auch den Abgeordneten im Sportausschuss des Bundestags dafür, dass sie sich erneut dem Thema Safe Sport annehmen (siehe Stellungnahme aus dem Mai) und den Athletinnen und Athleten die Gelegenheit geben, zu den wichtigen Themen Gleichstellung und Rassismus angehört zu werden.
Auf der Tagesordnung des Sportausschusses steht heute auch ein Bericht der Arbeitsgruppe „Anti-Rassismus“ von Athleten Deutschland. Alexandra Ndolo, Degenfechterin, berichtet dort, wie sich Rassismus im deutschen Spitzensport manifestiert. Gemeinsam haben die Mitglieder der Arbeitsgruppe Maßnahmen definiert, die zur effektiven Bekämpfung von Rassismus im Spitzensport erforderlich sind. Dazu gehören öffentliche Bekenntnisse der Verbände gegen Rassismus, Sensibilisierungsmaßnahmen im Rahmen von Lehrgängen und der Trainer*innenausbildung, die Einführung von klaren Verfahrensweisen und Sanktionspraktiken bei rassistischen Vorfällen sowie die konsequente Umsetzung von Leitlinien zum Umgang mit rassistischen Kommentaren in den sozialen Netzwerken.
„Rassistische Erfahrungen sind schmerzhaft und hinterlassen Wunden. Wir wollen das Bewusstsein dafür bei Verbänden und Vereinen erhöhen, aber wir möchten auch das gehandelt wird. Gemeinsam mit allen Akteuren wollen wir dafür sorgen, dass Rassismus im Sport keinen Platz hat. Die heutige Sitzung ist dafür ein erster Meilenstein.“, sagte Alexandra Ndolo.