„Make or Break“ für Safe Sport: Athleten Deutschland mahnt zur Sorgfalt beim Aufbau des Zentrums
Berlin, 13. Oktober 2025. Vor der 10. Sitzung des Ausschusses für Sport und Ehrenamt im Deutschen Bundestag am Mittwoch, den 15. Oktober, und der anschließenden Sportministerkonferenz der Bundesländer in Heidelberg mahnt Athleten Deutschland in einer Stellungnahme zur besonderen Sorgfalt bei den anstehenden Entscheidungen über den Aufbau des Zentrums für Safe Sport (ZfSS).
Die kommenden Wochen werden maßgeblich darüber entscheiden, ob das Zentrum halten kann, was seit Jahren politisch versprochen wird: unabhängigen und wirksamen Schutz vor Gewalt und Missbrauch im Sport.
„Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Bundesregierung und die Länder den Aufbau des Zentrums für Safe Sport fortführen. Die politischen Entscheiderinnen und Entscheider haben jetzt die einmalige Chance, ein wirklich tragfähiges Schutzsystem zu schaffen, das Betroffene stärkt und Verbände entlastet. Dazu gehört, dass öffentliche Mittel künftig nur an Sportorganisationen fließen, in denen Menschen nachweislich geschützt werden. Alles andere wäre angesichts der nicht abreißenden Meldungen von Gewalt- und Missbrauchsvorfällen nicht zu rechtfertigen“, sagt Johannes Herber, Geschäftsführer von Athleten Deutschland.
Die heute veröffentlichte Stellungnahme beinhaltet grundlegende Voraussetzungen, die wir für den gelingenden Aufbau und Betrieb des Zentrums identifiziert haben. Wir fordern darin nachdrücklich, dass die Implementierung des Safe Sport Codes sowie die Übertragung der Untersuchungs- und Sanktionsbefugnisse an das Zentrum zu verbindlichen Fördervoraussetzungen werden.
„Der Schutz vor Gewalt darf keine freiwillige Entscheidung einzelner Organisationen bleiben. Wir appellieren an die Bundesregierung, ihrer staatlichen Schutzpflicht nachzukommen. Sie kann jetzt das Sportfördergesetz als Vehikel nutzen, damit alle geförderten Sportorganisationen die gleichen verbindlichen Standards einhalten müssen“, so Herber weiter.
Darüber hinaus ist es dringend notwendig, Rechtssicherheit für die Verarbeitung sensibler personenbezogener Daten zu schaffen. Ohne eine klare gesetzliche Grundlage sind Verfahren angreifbar und Beteiligte verunsichert. Eine bereichsspezifische gesetzliche Regelung – analog zum Anti-Doping-Gesetz – muss sicherstellen, dass der Austausch relevanter Informationen rechtssicher und im Sinne des Betroffenenschutzes erfolgen kann.
Ebenso zentral ist eine wirksame und institutionalisierte Einbeziehung von Betroffenen in den Aufbau- und Entscheidungsprozessen des Zentrums. Nur durch echte Mitsprache und Beteiligung kann gewährleistet werden, dass das ZfSS die Perspektive derer integriert, die es schützen soll.
Auch die Öffnung des Zentrums für den Breitensport ist ein entscheidender Schritt, um den Schutz vor Gewalt flächendeckend zu verankern. Dafür braucht es ein klar geregeltes, ausdifferenziertes Zuständigkeitssystem, das Überlastung vermeidet, Verfahrenssicherheit gewährleistet und sicherstellt, dass Betroffene immer wissen, an welche Stelle sie sich wenden können.
Trotz der Komplexität der Aufgabe blickt Athleten Deutschland mit Zuversicht auf die kommenden Wochen. „Das politische Mandat ist eindeutig, und es besteht ein breiter Konsens über die Notwendigkeit eines starken, unabhängigen Zentrums“, ergänzt Johannes Herber.
„Vertrauen wird die entscheidende Währung sein, damit das Zentrum wirksam arbeiten kann. Betroffene und Sportorganisationen müssen gleichermaßen von dessen Integrität und Kompetenz überzeugt werden. Klare Kommunikation und Transparenz zu Schlüsselentscheidungen müssen in dieser sensiblen Phase deshalb höchste Priorität haben.“