Offener Brief an IOC: Athlet*innen fordern Verpflichtung zu Menschenrechten
Köln, 16. Oktober 2019. In einem offenen Brief an Thomas Bach, den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komittees (IOC), hat Athleten Deutschland das IOC aufgefordert, sich zur Achtung der Menschenrechte zu verpflichten. Die Athlet*innen schlagen eine Ergänzung der Olympischen Charta durch ein weiteres grundlegendes Prinzip des Olympismus vor. Dieses soll lauten:
„Die Olympische Bewegung verpflichtet sich zur Achtung aller international anerkannten Menschenrechte und setzt sich zur Förderung des Schutzes dieser Rechte ein.“
„Die wiederkehrenden Fälle von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt, die Fahrlässigkeit im Umgang mit der Gesundheit der Athlet*innen und die Einschränkung fundamentaler Rechte passen nicht zu den Werten der Olympischen Bewegung. Es ist an der Zeit, dass das IOC sich formal zur Wahrung der Menschenrechte verpflichtet. Das wäre nicht nur ein starkes Signal an die Athlet*innen – sondern auch an alle anderen Gruppen, deren Rechte im Umfeld und bei der Organisation der Spiele eingeschränkt werden,“ sagte Jonathan Koch, Präsidiumsmitglied von Athleten Deutschland.
Der Brief ist eine gemeinsame Initiative von Athletenvertretungen aus den USA, Kanada, Neuseeland und Deutschland sowie dem globalen Kollektiv Global Athlete. Die Athlet*innen betonen, dass sie zuvorderst Menschen sind, deren grundlegenden Rechte nicht aufgrund der Teilnahme an Sportwettbewerben beschnitten werden dürfen.
Johannes Herber, Geschäftsführer von Athleten Deutschland, äußerte sich wie folgt:
„Als Ausrichter der Olympischen Spiele und als Regelgeber im weltweiten Sport verfügt das IOC über ungeheuren Einfluss. Mit der Olympischen Charta und durch die Verteilung der finanziellen Mittel setzt das IOC den Ton dafür, wie Sport auf der ganzen Welt betrieben wird. Wir sind überzeugt, dass ein deutliches, formales Bekenntnis zur Wahrung der Menschenrechte, gepaart mit der Verpflichtung sich für deren Schutz einzusetzen, einen echten Kulturwandel herbeiführen kann.“
„Die Olympischen Spiele bringen Menschen aus aller Welt zusammen und können eine großartige verbindende Kraft entfalten. Diese Wirkung lässt sich nur erhalten, wenn die Athlet*innen – als stärkste Botschafter der Olympischen Bewegung – dem IOC vertrauen und sich mit seinem Tun identifizieren können. Die Ergänzung der Charta durch das vorgeschlagene Prinzip wäre ein erster Schritt, ihr Vertrauen zurück zu gewinnen“, fügte Herber hinzu.