Pressemitteilung, Stimme

Zur bevorstehenden Wiederwahl des IOC-Präsidenten

Berlin, 9. März 2021. Wir gratulieren Dr. Thomas Bach zu seiner voraussichtlich nächsten Amtszeit als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Wir wissen um die schwierige und herausfordernde Führungsaufgabe, der sich Herr Dr. Bach inmitten der Pandemie und unter Berücksichtigung der besonderen Dynamiken der internationalen sportpolitischen Landschaft stellt.

Die Olympische Bewegung sieht einer Vielzahl von Herausforderungen entgegen, der sie zeitnah und umfassend begegnen muss. Athletenrechte, Anti-Doping-Reformen, Governance-Standards, Nachhaltigkeit und die menschenrechtliche Sorgfaltspflicht des Sports sind nur einige von vielen drängenden Themen und Fragen. Mit vergangenen strategischen Zielsetzungen wurden große Hoffnungen geweckt. Wir hoffen sehr, dass sich diese in der kommenden Amtszeit erfüllen werden. Wir bitten darum, dass Herr Dr. Bach seine Führungsrolle wahrnimmt und seinen Einfluss für weitreichenden Wandel des IOC und der Olympischen Bewegung nutzt.

Übergeordnetes Ziel muss sein, die Glaubwürdigkeit der Olympischen Bewegung wiederherzustellen – sowohl in der Athletenschaft als auch in der Zivilgesellschaft. Die vielbeschworenen Werte des Sports sollten sich mit dem Handeln seiner Institutionen decken. Leider ist in der Vergangenheit und in frappierender Regelmäßigkeit viel Vertrauen verloren gegangen. Zu oft werden die Organisationen des Weltsports mit Intransparenz, Korruption, Interessenkonflikten, Gigantismus, Bad Governance, Misswirtschaft und Machtmissbrauch verbunden. Das schadet dem Sport, seinem gesellschaftlichen Potenzial und nicht zuletzt seinen Athlet*innen.

Für Maximilian Klein, Beauftragter für Internationale Sportpolitik, bedeutet diese Bestandsaufnahme Folgendes: „Ein tiefgreifender Struktur- und Kulturwandel auf vielen Ebenen des Sportsystems ist unumgänglich. Dieser muss mit dem IOC selbst beginnen. Das Legitimationsproblem und das Demokratiedefizit der IOC-Führung sollten aufgelöst; demokratische Reformen des Sportsystems angeschoben werden. So könnte ein demokratisches, offeneres und damit durchlässigeres Wahlsystem das bisherige System der Selbstrekrutierung der IOC-Mitglieder ersetzen. Die Gremien sollten für alle Anspruchsgruppen, insbesondere die Athletinnen und Athleten, geöffnet werden. Machtkonzentration muss abgebaut und echte Gewaltenteilung auf vielen Ebenen des Sportsystems eingeführt werden.“

Athlet*innen sollten mehr Wahl- und Mitbestimmungsrechte bei Delegations- und Entscheidungsprozessen sowie bei der Verteilung von Ressourcen gewährt werden. Im Vorfeld der anstehenden Wiederwahl wäre ein demokratischer Wettstreit der Ideen zwischen mehreren Kandidat*innen wünschenswert gewesen. Das höchste Amt im IOC sollte vor allem für die Athlet*innen da sein. Bei dessen Wahl haben sie aber kaum Mitbestimmungsrechte.

Herr Dr. Bach wird als Präsident des IOC weiterhin der mächtigste Mann im olympischen Sport sein. Damit hat er die Chance, als Reformer in die Geschichte der Olympischen Bewegung einzugehen. Wir wünschen ihm bei diesen schwierigen Aufgaben und Herausforderungen gutes Gelingen.