Umsetzung der Spitzensportreform: Versprechen zur Absicherung der Athlet*innen müssen eingelöst werden
Drei Jahre nach dem erneuten Anlauf einer Spitzensportreform drängt Athleten Deutschland auf zügige Umsetzung. Trotz anfänglicher Aufbruchsstimmung und zahlreicher Arbeitsgruppen, die ein Feinkonzept mit über 60 Maßnahmen erarbeiteten, stagnieren die Reformbemühungen. „Die Veröffentlichung des Entwurfs zum Sportfördergesetz war ein erster Schritt, um der Reform wieder Leben einzuhauchen. Aber das Gesetz allein ist ungenügend, insbesondere weil zentrale Punkte des Koalitionsvertrags damit nicht adressiert werden“, sagt Geschäftsführer Johannes Herber und unterstreicht. „Bessere soziale Absicherung, der Ausbau der Sportförderstellen oder Mutterschutz für Athletinnen dürfen keine leere Versprechungen bleiben. Hierfür braucht es keine Spitzensportagentur – diese Maßnahmen können direkt vom Bund umgesetzt werden.“
Nachbesserungen im Gesetz und mehr Mitbestimmung für Athlet*innen sicherstellen
Athleten Deutschland hat die Anhörung am Mittwoch im Ausschuss für Sport und Ehrenamt zum Sachstand der Spitzensportreform zum Anlass genommen, um die dringlichsten Handlungsfelder der Reform hervorzuheben. Dazu gehören Nachbesserungen im Sportfördergesetz, das mit den notwendigen Anpassungen zügig verabschiedet werden sollte. „Athletinnen und Athleten müssen dort mitentscheiden, wo über ihre Förderung entschieden wird – im Stiftungsrat der neuen Spitzensportagentur. Wir sehen keinen Grund, warum ihre Perspektive dort ausgeschlossen sein sollte“, sagt Herber. Fördermittel des Bundes müssen zudem verbindlich an den Schutz vor Gewalt gekoppelt werden. Die bestehenden Eigenerklärungen zur Bekämpfung von Missbrauch reichen nicht aus; die Umsetzung des Safe Sport Codes und der Anschluss an das Zentrum für Safe Sport müssen für Spitzenverbände verpflichtend sein.
Soziale Absicherung stärken und Individualbudget zügig umsetzen
Darüber hinaus braucht es eine gesetzlich garantierte soziale Mindestabsicherung mit Versicherungsschutz und einer Basisförderung von 1.800 Euro, damit Athlet*innen sich voll und ganz auf ihren Sport konzentrieren können. Dass dies möglich ist, zeigen die Beispiele anderer europäischer Länder wie Frankreich, Italien, Portugal, Spanien oder Kroatien, die durch spezielle Sportgesetze oder ergänzende Sondervorschriften Absicherung gewährleisten und damit die Grundlage für Spitzenleistungen schaffen. Schließlich sollte das geplante Individualbudget sofort eingeführt werden, um Athletinnen und Athleten mehr Eigenverantwortung und Handlungsspielraum zu geben – unabhängig von möglichen Krisen oder Fehlsteuerungen in den Verbänden.
Reformprozess endlich effektiv steuern und zum Abschluss bringen
Der bisherige Verlauf hat gezeigt, dass die Organisation des Reformprozesses selbst ein oft übersehenes Entwicklungsfeld ist. Für die nächste Phase fordert Athleten Deutschland daher eine zentrale Steuerungseinheit im Bundeskanzleramt, die Fortschritte koordiniert, überprüft und kommuniziert. Die Reform muss endlich ergebnisorientiert zum Abschluss geführt werden. Auch aus Sicht von Präsidentin Pia Greiten ist die Geduld erschöpft: „Seit Jahren hören wir von Reformen, aber bei uns Athletinnen und Athleten ist davon kaum etwas angekommen. Das ist besonders bitter, weil Karrieren im Spitzensport kurzlebig sind. Wenn wir in den nächsten Jahrzehnten wieder zu den Top-Nationen gehören wollen, können wir uns kein erneutes Scheitern erlauben.“
Hier gibt es die ausführliche Stellungnahme von Athleten Deutschland.